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Forschung durch Service Learning

Beim Service Learning kann es durch die gegenstandsorientierte Zusammenarbeit zwischen Hochschule und lokaler Gesellschaft (Community) zur Identifikation von Forschungsbedarfen kommen. Eine Möglichkeit, Forschung kooperativ und partizipativ durchzuführen, bietet Community Based Research (oder Community Based Participatory Research). Bei diesem Ansatz bearbeiten Community-Organisationen und Hochschule gemeinsam eine Forschungsfrage.

 

Community Based Research stammt aus den USA und hat dort bisher vor allem im Sozial- und Gesundheitsbereich weite Verbreitung gefunden, ist aber auch auf andere Disziplinen übertragbar. Auslöser ist ein konkreter Forschungsbedarf. Ziel ist es, durch die Verknüpfung von Wissen und Handeln sozialen Wandel zu ermöglichen und zu begünstigen. Daher erörtern die Beteiligten sowohl das Problem als auch dessen Bearbeitung gemeinsam. Den Forschenden eröffnet die Community Zugangsmöglichkeiten zum Feld, indem sie Forschenden Einblick in die reale Handlungspraxis gewährt. Die Forschenden wiederum teilen ihrerseits Wissen und Forschungsergebnisse mit der Community und zeigen damit Entscheidungs- und Handlungsalternativen auf.  

 

Vorteile gegenüber konventionellen Forschungsansätzen sind:

  • Berücksichtigung der spezifischen Bedarfe gesellschaftlicher Auftraggeber
  • Akzeptanz der Auftraggeber und deren Bereitschaft, die Erkenntnisse umzusetzen
  • Konkreter Gegenstandsbezug in der Forschung  

 

Die Forschungsfragen können sich beim Service Learning direkt aus den Aufgabenfeldern ergeben, in denen die Studierenden wirken und die von den Lehrenden mit akademischen Inhalten unterfüttert werden. In der Regel werden dabei konkrete Problemlagen und Herausforderungen thematisiert und es wird angestrebt, auf Basis wissenschaftlicher Methoden und Prozesse einen spezifischen Beitrag zur Verbesserung der Situation oder der Vorgehensweisen zu leisten. Community Based Research kann sich daher einerseits mit Fragestellungen auseinandersetzen, welche die Arbeitsweise der Community Partner und deren Rahmenbedingungen betreffen. Andererseits kann Community Based Research Personengruppen adressieren, die sich in schwierigen sozialen Situationen befinden oder mit Problemen konfrontiert sind. Diese können bedingt sein durch:

  • Alter
  • Gesundheitszustand
  • Geschlecht
  • Ethnische Herkunft
  • Familiäre Situation
  • Bildungsstand
  • Ökonomische Lage
  • Besondere Erfahrungen mit Diskriminierung (z.B. Gewalt, Mobbing, Opfer von Kriminalität …)
  • Politische, religiöse und weltanschauliche Überzeugungen und Einstellungen  

 

Community Based Research ist grundsätzlich betrachtet in allen Disziplinen umsetzbar. Vor diesem Hintergrund identifiziert und beantwortet Community Based Research bedarfsbezogene Forschungsfragestellungen. Die entwickelten Lösungen werden kontextabhängig den Communitypartnern oder den Adressaten zur Verfügung gestellt:  

  • Identifikation von Bildungs- und Informationsbedarfen spezifischer Zielgruppen, um angemessene Instrumente und Verfahren für sie zu entwickeln und zu erproben (z.B. Handlungsleitfäden, Schulungskonzepte)
  • Identifikation von Problemen bei der Alltagsbewältigung, um verbesserte Methoden oder Hilfsmittel zu entwickeln (z.B. modifizierte technische Geräte oder Verfahren)
  • Identifikation der vorhandenen Potenziale der Adressaten, um Konzepte zur Selbsthilfe zu entwickeln  

 

Bei der Entwicklung relevanter Fragestellungen im Rahmen von Community Based Research kommen der lokalen Gesellschaft, ihren Akteuren sowie den sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen besondere Bedeutung zu. Community Based Research zielt folglich auf die lokale Gesellschaft, deren Selbstverständnis, Rahmenbedingungen, Strukturen und Abläufe ab.  

 

Themen und Fragestellungen von Community Based Research können - exemplarisch - sein:  

  • Übertragbarkeit von Marketingkonzepten aus dem Profitbereich auf Non-Profit-Organisationen → Entwicklung angepasster Marketingkonzepte
  • Möglichkeiten der organisationalen Strategiebildung unter den spezifischen Ressourcenbedingungen von Non-Profit-Organisationen
  • Gesellschaftliche Sensibilisierung für akute Probleme oder Problempotenziale → Entwicklung und Implementierung von Instrumenten, Verfahren und Maßnahmen des Agenda settings
  • Bedeutung Engagierter für die Personalressourcen und -entwicklung von Non-Profit-Organisationen → Entwicklung adäquater Strategien und Konzepte der Personal- und Organisationsentwicklung
  • Einfluss von körperlichen Einschränkungen auf den Umgang mit modernen Kommunikationsgeräten → Entwicklung angepasster Bedienstrukturen bzw. Ein-/ Ausgabemöglichkeiten